Tagesgeologe 12.09.2022


Arbeit, Beziehungen, Unternehmungen, sowas soll das Leben bereichern, den Sinn des Lebens ausmachen. Und dabei hat doch jedes Leben einen Sinn, den Sinn einfach da zu sein und zu leben. Und wenn etwas da ist, dann ist es schon anders , als wenn etwas nicht da wäre, schon mal weil da kein Loch in der Landschaft ist. Und egal was , ob ich von morgens bis abends unbewegt dasitze oder ob ich von morgens bis abends herumrenne, ob ich schweige oder ob ich rede, ich bin da.

Tagesgebäckzutaten 01.08.2022


Eine Einladung und dann sitzen wir wieder da und quatschen und quatschen und die Welten sind so weit voneinander entfernt und ich will immer alles wissen, aber ich habe den Eindruck, die anderen wollen gar nichts wissen, sondern nur lieber immer und immer wieder genau das selbe hören, immer nur das, was in die eigene kleine Welt passt und das ist langweilig und mein ehrliches Interesse lässt nach und irgendwann folge ich nur noch dem Reflex, das ewige Gequatsche nur immer weiter und weiter gehen zu lassen und das Wortrauschen nicht enden zu lassen, so wie die Autobahngeräusche oder das Gefühl von Wind im Gesicht.

Tagesgekreische 19.07.2022


Jede und jeder und jede*r im eigenen Kosmos, wir treffen heute aufeinander und versuchen, den Zweck der Veranstaltung nicht aus den Augen zu verlieren, doch die Gedanken schweifen ab und bleiben bei dem, was uns täglich am meisten beschäftigt. So reden einige mit den anderen und andere reden nur mit einigen und manche reden nur so vor sich hin und geraten in ihren gewohnt gewöhnlichen Redefluss und machen keine Pausen mehr und manche bemühen sich trotzdem noch zu Wort zu kommen.

Tagesgeheimnisse 16.12.2021


Trotz Abstand und Maske reden wir immer weiter und reden und reden. Vielleicht ist das Redebedürfnis mit Abstand und Maske sogar noch viel größer, weil wir uns damit vergewissern, dass der Abstand zu überwinden ist und unter der Maske der Mensch, den wir kennen, der wie immer funktioniert. Wie beruhigend ist es, dass alles doch wie immer sein kann. Also eigentlich ist es umgekehrt : nur mit Abstand und Maske kann alles wie immer sein.

Tagesgebührenrechnung 06.10.2021


Immer diese Besprechungen, in denen immer das selbe geredet wird. Ich bin so naiv, ich denke immer, man trifft sich um zu reden und Probleme zu lösen, sich auszutauschen und danach die neuen Ideen umzusetzen oder auszuprobieren, so etwas. Doch manchmal ist es anders, man trifft sich um nur so zu tun, als ob mal Probleme lösen möchte, denn es ist eine Aufgabe, von der man glaubt, sie nicht bewältigen zu können, daher tut man nur so und redet und redet und tut vorher und hinterher nichts, außer ein Protokoll zu schreiben und an die Teilnehmer/innen zu versenden und dann ist wieder alles wie vorher.

Tagesgeziertheit 14.09.2021


Ich schreibe und lese den ganzen Tag , dabei tränen mir die Augen. Zwischendurch stehe ich auf laufe herum gehe spazieren. Alles mit Komma. Und dann bin ich in einer Besprechung, da ist es am schönsten, da wir genug Abstand halten und lüften können und geimpft sind , dürfen wir maskenfrei plaudern. Und weil das so viel Spaß macht, artet es ein bisschen aus und alle quatschen bis der Arzt kommt.

Tagesgesundung 11.06.2021


Und wieder ein Wochenende. Heute eine Besprechung. Und noch eine. Und dann noch ein Test. Und dann noch Protokoll schreiben. Zum Wochenende gebe ich alles und behalte dabei die Maske auf. Die anderen schon nicht mehr. Sehr sehr fadenscheinig. Ich bin noch nicht zweimal geimpft, die anderen aber wahrscheinlich auch nicht. Manche sind genesen. Ich habe mich jetzt daran gewöhnt, bei 28 Grad im Raum mit Maske stundenlang zu reden, das will ich jetzt nicht aufgeben ohne Not. Irgendwie ja auch interessant.

Tagesgenesungsdauer 04.04.2021


Nachts zuhause nur noch mit den Mitbewohnenden. So ist es richtig. So leicht zu verstehen. Und leicht einzuhalten, wenn die Mitbewohnenden auch die Lieblingsmitmenschen sind. Schwieriger wird es, wenn sie ganz und gar nicht die Lieblingsmitmenschen sind, sondern sich vielleicht gegenseitig das Leben verleiden, oder wenn man allein wohnt. Das soll vorkommen. Aus welchem Grund sieht man wohl so viele junge Frauen mit Handy am Ohr unermüdlich plaudernd draußen herumlaufen ? Oder mit anderen Frauen ? Oder überhaupt viele Personen miteinander draußen, koste es was es wolle ? Die Pandemie als Entscheidungshilfe : vielleicht doch alle Stricke kappen und umziehen ? Aber das ist ja auch für viele unmöglich, wegen des lieben Geldes, der hohen Mieten, der familiären Umstände, der kulturellen Hindernisse, der eigenen Angst vor Veränderungen und den möglichen Konsequenzen. Wie gut, wenn man dann wenigstens einem systemrelevanten Beruf nachgehen darf.

Tagesgeschrei 10.03.2021


In meiner Umgebung haben viele die Schnauze voll voll voll. Gar nicht von den ganzen nervigen Regeln, die aktuell gelten, sondern eher von dem ganzen nervigen Gequatsche drumherum. Selbst, wenn mal etwas gut läuft, wird ja schon mal aus Prinzip gemeckert. Und gemeckert wird immer mit Inbrunst und obwohl man ja eigentlich gar nicht so genau weiß, wovon man spricht. Aber immer raus mit dem ganzen Unsinn. Hauptsache Krawall und Gezeter. Und dass man gesehen wird. Und dass man sich zusammenrotten kann. In der ganzen Dauerempörung über alles.

Tagesgeneralität 06.01.2021


Ganz schön viel wert, so ein Austausch. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich tagelang oder wochenlang mit niemandem sprechen würde. Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Ich würde mich auch lieber streiten als schweigen. Ich würde mich auch über Themen unterhalten, die mich nicht interessieren. Das mache ich ja ohnehin ganz schön oft. Ich könnte ja mal zur Probe einen Tag lang schweigen, das wird ja wohl mal möglich sein. Aber dazu müsste ich besser allein sein, sonst wirkt das unangenehm auf meine Mitmenschen.