Ausdrucken, ich kann es nicht lassen, lass doch mal, der Umwelt zuliebe, aber wenn das Handy aufgibt, was dann, ich weiß auch nicht, ich habe einen guten Akku aber trotzdem kein Vertrauen in die Funktionstüchtigkeit. Dann drucke ich eben, unreif, wie ich bin, eigentlich ein Zeichen von Reife, von Überreife. Wann beginnen die letzten Jahre ? Vielleicht laufen sie schon, laufen ab und mir davon, weil ich Zeit mit Zweifeln und Ausdrucken verschwende.
Was war zuerst da ? Die Prognose oder die Idee ? Wenn ich mich hinstelle und Entwicklungen voraussage, rede ich diese Entwicklungen damit herbei ? Bringe ich Leute auf Ideen ? Kann ich mutmaßen mit Folgen ? Das wird wohl gehen, im Guten und im Schlechten leider auch. Vielleicht vor allem im Schlechten, denn , wie ich lese, reagiert das Gehirn schneller auf schlechte Nachrichten, so ist es nun mal konditioniert, damit wir besser geschützt sind , schneller reagieren können. Ich überlege, ob ich einfach nicht mehr auf meine Handynachrichten schaue, das wird schwer. Mein Gehirn will schließlich schlechte Nachrichten unbedingt erhalten so schnell es geht…auch wenn es gar keine echten Nachrichten sind, auch wenn es überwiegend lautstarke Effekthascherei und großmäulige Vorhersagen und Phantastereien ohne Expertise sind. Nachrichten 2.0. sind wie zu viel Zucker. Nein, doch nicht, es fehlt der Genuss.
Es ist schon schön , wieder mehr zu unternehmen und es ist schon nicht so schön, dauernd eine rote Corona-Warn-App auf dem Handy zu betrachten. Da hilft nur testen und testen und dann vielleicht nochmal testen und hoffen, dass die Sommerwelle vielleicht doch nicht kommt und vor allem, dass die sorgfältig geplante Sommerreise nicht ins Wasser fällt. Am besten ich nehme meine verdammte Maske nie mehr ab, so wie ein Goldfilter, aber nicht für die Kaffeemaschine , sondern nur für mein Gesicht. Das Essen schmeckt jedenfalls noch.
Die Nachrichten in der Tagesschau und in der Abendschau, mittags und nachts gibt es auch Nachrichten und immer , wenn ich es wage, auf mein Handy zu schauen, da sind Nachrichten. Und immer über die selben Themen und die selben Leute, wahrscheinlich die als am wichtigsten eingestuften Themen und Leute. Wenn ich davon zu viel höre und sehe und lese wird mir alles egal. So wie ein abgenutztes Messer nicht mehr scharf ist, so lässt mich irgendwann alles kalt und ich sitze da mit meinem entkoffeinierten Kaffee und lebe auch so. Stumpfes Messer ohne Koffein.
Keine gute Verbindung, ich bin leider nicht zu verstehen. Dann lege ich jetzt eben auf. Warum auch nicht. Auflegen, das stimmt ja gar nicht, ich habe ja gar keinen Hörer aufgelegt, sondern nur eine Schaltfläche bedient. So sagt man aber noch nicht, ich bediene dann die Schaltfläche . Wie sagt man dann ? Noch immer, dass man auflegt ? Den Finger auf das Handy wahrscheinlich. Ich lege meinen Finger auf das Handy. Na ja.
Dicke Socken in leichten Schuhen halten die Füße brodelig warm. Auf den brodelig warmen Füßen stehe ich in der U-Bahn in der Ecke. Die anderen stehen auch in ihren Ecken. Die, die sitzen, sitzen in den Ecken so weit weg voneinander wie es geht. Die Hälfte der Insassen in den ÖPNV hält ein Handy in der Hand und kann kaum den Blick davon lösen .Es wird pausenlos gequatscht und gestarrt, wahrscheinlich geht es um den Weltfrieden. Oder brodelig warme Füße.
Nachts zuhause nur noch mit den Mitbewohnenden. So ist es richtig. So leicht zu verstehen. Und leicht einzuhalten, wenn die Mitbewohnenden auch die Lieblingsmitmenschen sind. Schwieriger wird es, wenn sie ganz und gar nicht die Lieblingsmitmenschen sind, sondern sich vielleicht gegenseitig das Leben verleiden, oder wenn man allein wohnt. Das soll vorkommen. Aus welchem Grund sieht man wohl so viele junge Frauen mit Handy am Ohr unermüdlich plaudernd draußen herumlaufen ? Oder mit anderen Frauen ? Oder überhaupt viele Personen miteinander draußen, koste es was es wolle ? Die Pandemie als Entscheidungshilfe : vielleicht doch alle Stricke kappen und umziehen ? Aber das ist ja auch für viele unmöglich, wegen des lieben Geldes, der hohen Mieten, der familiären Umstände, der kulturellen Hindernisse, der eigenen Angst vor Veränderungen und den möglichen Konsequenzen. Wie gut, wenn man dann wenigstens einem systemrelevanten Beruf nachgehen darf.
In Berlin gibt es jetzt Schnelltestzentren, einmal in der Woche kann man sich kostenlos testen lassen. Hinter mir stehen zwei alte Menschen, die kein Handy dabei haben, dafür aber ihre Impfpässe, sie werden wieder weggeschickt. Ohne Handy gehts hier nicht. Das Handy muss immer dabei sein. Und der QR-Code. Nichts für analoge Leute. Aber irgendwo anders kann man sich wohl auch ohne vorherige Registrierung testen lassen. Gut, dass wir unseren QR-Code haben.
Ich entriegele mein Handy und wähle die Google News und sehe lauter reißerische Schlagzeilen. Offensichtlich soll hier nicht nur mein Interesse, sondern es sollen auch meine niedersten Instinkte geweckt werden. Klappt auch. Ich schaue mir Nachrichten an über Trump, über Corona, über Reality Shows und lese Abnehmtipps und so etwas. Dabei schaut mir der Große Bruder zu und freut sich.
Was kann man alles im liegen tun : lesen, Musik hören, sich unterhalten, sich lieben, sich Fotos angucken, am Laptop oder Handy oder … schreiben, surfen, Filme gucken, einkaufen, fernsehen, die Arme bewegen, die Beine bewegen, das Zimmer betrachten, dösen, telefonieren, denken, schlafen, essen, trinken ( naja ). Wenn ich einen Liegearbeitsplatz hätte, dann könnte ich auch arbeiten im liegen. Bestimmt kommt sowas noch.
nochmehrgehtnicht 