Tagesgewichtskontrolle 14.04.2024


Wenn viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen und sich nicht aus dem Weg gehen können und täglich miteinander arbeiten sollen und jede und jeder lebt in einer eigenen Welt, lebt ein Leben, hat eine Vorstellung, hat Wünsche, hat Sorgen, dann ist das doch von jedem dieser Menschen ein große Leistung, das ohne Reibereien hinzubekommen. Und eigentlich ist es dann doch normal, dass es nicht immer harmonisch zugeht. Umso wichtiger, dass die Rahmenbedingungen erlauben, sich auch mal zu erholen und auch mal ungezwungen und inoffiziell eine angenehme und stressfreie Zeit zu erleben. Damit man auch mal wieder hören und sehen kann und nicht nur im eigenen Saft schmort.

Tagesgesteinsproben 24.06.2023


Ein Hotel voller Leute, das Hotel ist voll, ganz anders als sonst immer, das habe ich keinesfalls vermisst, warum ist es hier so voll ? Wahrscheinlich muss es ja irgendwo voll sein, wenn es woanders leer ist. Oder es liegt an der Nähe der Großstadt, was doch aber in Deutschland fast auf jeden Ort zutrifft, irgendwo ist doch immer eine einigermaßen große Stadt. Damengruppen, Herrengruppen, gemischte Gruppen, und wenn wir doch ein paar Schritte gehen, in irgendein Lokal ganz woanders ? Aber es regnet. Wie sieht es mit Roomservice aus ?

Tagesgefühlskälte 14.06.2021


Ein schlimmer Traum : ich bin in so einer Art Unterseeboot und sehe aus einem raumgroßen Fenster. Draußen ist alles schwarz. Ich warne meine Kollegin Frau G. : Sieh bloß nicht raus. Ich laufe einem Mann auf der U-Bahn-Treppe hinterher, er leichtfüßig und schnell, ich kurzatmig und lahm. Ich sage : Gehen Sie doch nicht so schnell voran, das ist ja entmutigend. Der Mann sieht aus wie Herr Habeck. Dann wieder im U-Boot : in einer Ecke ist ein Leck, ein großer hässlicher Fisch windet sich hindurch. Ich laufe auf den Gang und mir kommt eine Gruppe seltsamer Gestalten entgegen, manche ganz schwarz, auch die Augen, sie sehen starr geradeaus und scheinen mich nicht zu sehen, dann wache ich auf. Warum träume ich sowas ?

Tagesgeviertelte 27.05.2021


Kleine Erlebnisse – große Wirkung, es reicht schon, ein paar Menschen zu sehen , die sich aus einem gemeinsamen Anliegen heraus, aus gemeinsamen Beweggründen treffen und diesen in die Augen zu schauen, denn der Rest des Gesichts ist verborgen, es reicht schon um ganz kurz ein Gefühl von Gemeinsamkeit über den eigenen Haushalt hinaus zu verspüren. Wir stehen draußen und hören die Vögel zwitschern und schauen hoch zu den dunklen Wolken über uns.

Tagesgeranien 16.05.2021


Auf dem Balkon stehen Kübel mit Geranien und verblühten Osterglocken. Meine nicht so nahen Familienangehörigen sind mir auch örtlich nicht so nah und es werden auch immer weniger. Ich denke darüber nach mich auf den Balkon zu setzen. Ich denke darüber nach die weit entfernte Restfamilie zu besuchen. Gestern habe ich mich für einige Minuten morgens auf den Balkon gesetzt, aber es war noch zu kalt. Ich mache keine Familienbesuche, weil es mir zu umständlich ist und ich keine Zeit habe. Jedenfalls dafür nicht, für eine Menge andere Aktivitäten schon. Eigentlich habe ich keine Lust auf dem Balkon zu sitzen.

Tagesgewitztheit 18.04.2021


Jetzt ist es so weit, dass mein Leben im Schlaf mehr Abwechslung zu bieten scheint, als das Leben im Wachzustand. Im Traum bin ich verreist, im Restaurant, in Gruppen unterwegs, ich kann mit vielen schutzlos am Tisch sitzen und so viel schreien und singen, wie ich will. Erst schreie ich : hier ist es mir zu still und dann singe ich mit allen zusammen : das muss ein Ende haben. Und wenn ich dann aufwache, fühle ich mich erfrischt, ermutigt und beruhigt. Andere träumen vielleicht von Lachyoga oder von der Love Parade. Stört ja keinen.

Tagesgenesungsdauer 04.04.2021


Nachts zuhause nur noch mit den Mitbewohnenden. So ist es richtig. So leicht zu verstehen. Und leicht einzuhalten, wenn die Mitbewohnenden auch die Lieblingsmitmenschen sind. Schwieriger wird es, wenn sie ganz und gar nicht die Lieblingsmitmenschen sind, sondern sich vielleicht gegenseitig das Leben verleiden, oder wenn man allein wohnt. Das soll vorkommen. Aus welchem Grund sieht man wohl so viele junge Frauen mit Handy am Ohr unermüdlich plaudernd draußen herumlaufen ? Oder mit anderen Frauen ? Oder überhaupt viele Personen miteinander draußen, koste es was es wolle ? Die Pandemie als Entscheidungshilfe : vielleicht doch alle Stricke kappen und umziehen ? Aber das ist ja auch für viele unmöglich, wegen des lieben Geldes, der hohen Mieten, der familiären Umstände, der kulturellen Hindernisse, der eigenen Angst vor Veränderungen und den möglichen Konsequenzen. Wie gut, wenn man dann wenigstens einem systemrelevanten Beruf nachgehen darf.

Tagesgewährleistungspflicht 26.03.2021


Immer unterwegs, der Großstädter und die Großstädterin, heute ist es so einigermaßen lau, da sprießen sogleich die Menschentrauben in den Parks mit dem einen wichtigen Auftrag : beieinanderstehen so eng es geht und dabei schreien und lachen so viel es geht, eine interessante Konstellation in Hinblick auf die ja immer noch rabiat umhersausenden Coronaviren und mir scheint , als ob ich und meinesgleichen als graue Eminenzen und spielverderberische Miesmacher und Miesmacherinnen hier nichts zu suchen haben, deshalb ab nach Hause in mein selbst geschaufeltes Grab, ach Quatsch , in meine selbst gesicherte coronafreie Schutzhöhle oder auch Mietwohnung. Und abtauchen ins Wochenende.

Tagesgerichtsdiener 24.02.2021


Viel und wenig zu sehen, neben dem Baudenkmal wird gebaut. Zwischen den Ruinen stehen Bauzäune und auf den fertigen Straßen, die merkwürdig künstlich wirken, joggen moderne Mütter mit ihren modernen Kindern. Ein weißer Lieferwagen hält und entlädt eine jugendliche Reisegruppe. Nach ein paar Fotos geben wir auf und fahren irgendwoanders hin. Es spielt ja keine Rolle. Am Schluss gibt es leckeres vietnamesisches Essen und die Vorfreude auf den nächsten Tag. Kein Strand und kein Meer.

Tagesgeburtsrecht 31.10.2020


Und das Mantra lautet weiter : Schulen und Kitas bleiben geöffnet. Aber nicht am Wochenende, da bleiben sie nicht geöffnet. Nur meine Augen öffnen sich morgens mit Mühe und später , so gegen 10:00 Uhr auch so langsam mein Herz. Aussuchen kann ich mir das aber nicht, genauso wenig wie die Schulen und Kitas. Vielleicht habe ich mehr mit den Schulen und Kitas gemein, als mir bewusst ist. Auch ich öffne und schließe nach vorgegebenen Zeiten und funktioniere mal mehr und mal weniger gut und auch ich bin nur so gut , wie meine Organe ( das sind dann wohl die Lehrer/innen und Erzieher/innen ) und Ausstattung. Und die Gruppengröße , was soll das sein ? Und der Personalschlüssel ? Haufenweise Normwerte, die gemessen werden können im Blut und im Urin und im Nervenwasser und überhaupt. Und wenn die Werte nicht optimal sind, dann kranke ich daran. Und wenn die Organe schlecht oder gar nicht funktionieren, dann sterbe ich daran. Und die Kinder und Schüler ? Wahrscheinlich leider meine Nahrung, mein täglich Brot. Optimistischer betrachtet : mein Werk, mein Beitrag.